Wie schreibt man das? Einen Nachruf auf den besten aller Hunde, Airedales, Bergdales? Generell “meine Beste”, wie ich Luzie mit den Jahren immer öfter genannt habe? Vielleicht einfach von vorn.

Die vergangenen zweieinhalb Monate

Wie ich im letzten Blogbeitrag Ende Juni geschrieben hatte, haben die Alterserscheinungen langsam angefangen, Ernst zu machen, und sie hatte inoperablen Krebs. Ihr wirklich sehr, sehr guter Tierarzt hatte bereits Anfang des Jahres nichts mehr für sie tun können, damals hätte sie vielleicht noch zwei Monate gehabt. Erfahrene Onkologiespezialisten konnten den Tumor zum Stillstand bringen und damit noch ein weiteres halbes Jahr sehr lebenswerten Lebens oben draufpacken – und auch wir haben davon jede Sekunde genutzt und genossen.

Im August haben Augen und Ohren dann extrem nachgelassen, und zeitgleich hat die Krebsmedikation ihre Wirkung verloren. Bis zum letzten Abend hat Luzie mit Genuss gefressen, zum Gassigehen vom Grundstück heruntergedrängelt und unterwegs stur und vehement ihr Bällchen eingefordert – alles im verlangsamten Tempo des alten Hundes. Am Morgen des 8. September hat ihr Körper dann aufgegeben, und zusammen mit dem Tierarzt ihres Vertrauens haben wir sie auf die Reise geschickt, um ihr stundenlanges Leiden zu ersparen. Begraben haben wir sie an einem der schönsten Plätze der Welt, wo sie selbst immer gern war und umgeben ist von anderen Hunden der Familie.

Wie geht es nun weiter?

Nun sitze ich hier und kann – will – mir nicht vorstellen, wie es ohne Luzie sein soll. Hier zu Hause nicht, am Berg nicht. Sie fehlt überall und in jedem Moment. Immer war sie dabei gewesen, seit Juli 2008, bei allem, was wir in den Bergen und außerhalb erlebt haben. Jemandem, der Hunde hat, brauche ich nicht zu erzählen, wie es ist, wenn man die Kühlschranktür öffnet und sich hinter dem Rücken nicht wie von Geisterhand ein Hund materialisiert, der bis eine Millisekunde zuvor noch in einem anderen Stockwerk tiefschlafend lautstark geschnarcht hat. Oder wenn man in eine leere, stille Wohnung nach Hause kommt. Oder man gedankenlos weggehen kann, egal wie lang. Oder, oder.

Oder wie es ist, eine Bergtour ohne unser eingespieltes Dreierteam zu planen. Der Gedanke, unbekannte Wege zu entdecken oder die bekannten Wege zu begehen und auf „unseren“ Hütten anzukommen, bei Wirtsleuten, die uns lange kennen, und sich darauf zu freuen, ohne Luzie, gibt mir im Moment das Gefühl, eine Verräterin zu sein. Das wird alles noch eine Zeit brauchen.

Auf der anderen Seite hat es natürlich schon länger den ein oder anderen Gedanken daran gegeben, wie es sein wird, den nächsten Bergdale auszubilden: Wo es Trainingsmöglichkeiten gibt, wie wir neue gestalten können, was wir wieder genauso machen, was anders – die ersten Ideen sind gesammelt. Aber jetzt kann ich nur sagen: jetzt noch nicht. Die nächsten Wochen und Monate werden wir uns an das Leben ohne Luzie gewöhnen (müssen), um dann einem anderen Airedale überhaupt eine faire Chance geben zu können. Noch ist das nicht möglich.

Luzie war und ist für mich in meinem Herzen einfach …

… die Süßeste. Sie hatte einfach dieses besonders süße Gesicht, von klein auf. Bis zum Schluss. Auch dieses unglaublich süße Kopf-Schief-Legen. Und dabei stehe ich eigentlich gar nicht auf süß.

… die Sonnigste. Sie hatte ein unendlich sonniges Gemüt. Immer gut gelaunt, immer alles weggesteckt, egal wie viele OPs oder was auch immer. Und dabei bin ich selbst oft eher melancholisch veranlagt.

… die Schönste. Sie hatte bis zu ihrem letzten Abend diese Elastik in ihrem harmonischen, zierlichen Körper. So unendlich viel Gummi im Stand und in der Bewegung. Eleganz verpackt in eine Form, die schon ganz schön nah am angepeilten Rasseideal war.

… die Schlaueste. Nicht diesen unbändigen “will to please” eines Schäferhunds, sondern echtes eigenes Mitdenken und eine unglaubliche soziale Intelligenz innerhalb unseres gemischten Mensch-Hund-Rudels. Wortloses Verständnis in so vielen Situationen – nicht nur von Mensch zu Hund, sondern eben auch von ihr zu uns. Die alles, was sie nicht kannte, mit der Nase angestupst und, neugierig-beobachtend, mit großem Bedacht untersucht hat.

… die Geschickteste. Wer sie im Berg erlebt hat, hätte meinen können, am Airedale seien Steinböcke beteiligt gewesen. Ein körperliches Vermögen und eine mentale Lust auf die Bewegung in drei Dimensionen und auf allen Untergründen, dass einem die Spucke wegbleiben konnte.

… die Zäheste. Bei unserem erfahrenen Tierarzt hält sie den OP-High Score. Mit großem Abstand. Zehn Wochen nach ihrem schweren Unfall, bei dem sie unter anderem die Milz und eine Niere verlor, begleitete sie uns begeistert und problemlos auf einer schweren mehrtägigen Bergtour. Nie hat sie geklagt oder gezaudert (s. “die Sonnigste”). Und nicht ein einziges Mal brauchte sie einen Trichter, um Verbände oder Nähte in Ruhe zu lassen. Nicht nachts, nicht wenn sie allein war.

… die Verfressenste. Dieser Hund hatte immer Hunger, auf alles. Nie stand zur Diskussion, “ob” sie fressen würde, auch nicht nach OPs, Unfällen, sonstwas. Die Frage war nur: Wann gibt es was, wie oft und wird es genug sein?

… die Bekloppteste. Ich sag nur – Bällchenwahnsinn. So war sie “privat”, wenn sie nicht in den Bergen rumturnte. Frei nach dem Motto: Ein Leben ohne Bällchen ist möglich, aber sinnlos. Für ihr Bällchen hätte sie wohl ihre Mutter verkauft. Übrigens auch für Käse (s. “die Verfressenste”). Ach ja, und getaucht ist sie auch.

… die Beschützendste. So süß, so freudig gegenüber Boten, die ja etwas bringen – so kompromisslos wachsam war sie vor allem nachts. Mit ihr brauchte man keine Angst haben. Es sei denn, man war Einbrecher oder führte Böses im Schilde.

… die Beruhigendste. Ihre unerschütterliche Präsenz, das unaufdringliche Kontaktliegen. Nichts hatte eine beruhigendere Wirkung auf mich als Luzie. Und – Hundemenschen erzähle ich da nichts Neues – die Gerüche und Geräusche eines Hundes im Hintergrund. Und ja, der Airedale ist “gesprächig”.

… die, für die ich meine Hand ins Feuer gelegt habe. Ob bei Wildkontakt, neugeborenen Säuglingen, älteren Kindern, Uropas, bei mir selbst oder bei anderen Hunden. Ob zu Hause, im Auto oder in fremden Hotels. Immer. Ohne Verbrennungen.

Also: die Beste. So einfach ist das.

 

  

 

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Luzie im working-dog-Portal
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